Sonntag, 11. November 2012

Die gestohlene Ausstellung


Vorgelesen anlässlich der Finissage der Ausstellung der Bilder von Ruth BaumannGalerie Merkle
am 9.11.2012


»Wie schön, dass Sie kommen konnten, Herr äh ... Dr. Weber«, sagt die Galeristin. Ihr Ton ist unfroh und passt nicht zur Semantik. Beunruhigt flackert ihr Blick mich ab. Ja, ich passe auch nicht zum eleganten Oberstaatsanwalt für Wirtschaftsstrafsachen am Landgericht Stuttgart. Er trägt einen cognacfarbenen Dreiteiler, handgemachtes Schuhwerk und im Gesicht das aggressive Selbstbewusstsein profunder Bildung und schwäbischer Besserwisserei.
       Ich hingegen habe eine Unterschichtfresse und ein Auftreten, das einige dezent burschikos nennen, andere ungehobelt und wieder andere gendermäßig oszillierend. Ich nehme ihr die Frage ab, ob sie mich als Herr oder Frau begrüßen soll und sage: »Schwabenreporterin Lisa Nerz.«
       »Presse?« Sie zieht die gezupften Brauen hoch. Eigentlich freut man sich doch als Galeristin, wenn die Presse erscheint. Sie kommt selten genug für all das Singuläre und Wichtige, was Kultur zu zeigen hat.
       »Hier soll etwas verschwunden sein«, bemerke ich. »Eine Ausstellung, habe ich gehört.«
       »Da sind Sie falsch informiert.« Die Galeristin schaut sich um. »Die Arbeiten sind alle da.«
       »Alle?«
       »Soviel ich weiß, schon.«
       »Wie heißt denn die Künstlerin?«, frage ich.
       »Ruth Baumann!«, antwortet Richard mahnend. Vermutlich hat er es mir gesagt, bevor wir aufgebrochen sind. Aber ich bin früh veralzheimert. »Klingt, als müsste man sie kennen.«
.....
 
Die gestohlene Ausstellung - Lisa Nerz und Richard Weber über den Diebstahl der Mona Lisa, den goldenen Schnitt und die sechste Seite des Würfels.
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